Tumorexperten beraten
Tumorexperten berieten im Jade Innovationszentrum über industrieunabhängige Pharmakotherapie
Gezieltes Nebenwirkungsmanagement und gute Kommunikation erleichtern Krebstherapie
Fast immer wird in der Krebstherapie auf die Chemotherapie gesetzt. Doch neben der Hoffnung auf Heilung hat diese auch Nebenwirkungen.
Die Patienten leiden an Beschwerden wie unendlicher Erschöpfung, Überempfindlichkeit oder Haarausfall. Ein gutes Nebenwirkungsmanagement bei Krebspatienten verbessert deshalb nicht nur deren Lebensqualität sondern auch die Akzeptanz der Therapie. Genauso wie eine bewusste Gesprächskultur im Umgang mit der Krankheit. Rund 40 Ärzte und Ärztinnen aus ganz Niedersachsen kamen am vergangenen Wochenende nach Wilhelmshaven, um sich bei der 6. Industrieunabhängigen Phamakotherapieberatung des Tumorzentrums Nordwest-Niedersachsen e.V. im Jade Innovations Zentrum zu den Bereichen „Nebenwirkungsmanagement“ und „Patientenkommunikation“ bei Tumorerkrankungen zu informieren. Wie bereits in den Vorjahren war die Veranstaltung damit nahezu ausgebucht. „Wir freuen uns, jedes Jahr erneut viele bekannte Gesichter begrüßen zu dürfen“, so Dr. Gerald Rodemer vom Tumorzentrum Nordwest Niedersachsen. Bedeutsam bei der Veranstaltung sei auch der gegenseitige Austausch über Erfahrungen mit Präparaten im Praxisalltag, die auch ganz anders aussehen können als die Versprechungen der Hersteller.
Besonders beeindruckte alle Teilnehmer der Vortrag des Onkologen und Palliativmediziners Thomas Hegge aus Osnabrück, der sich mit den besonderen Herausforderungen des Gesprächs in der Patientenbetreuung beschäftigte. Ein offenes, vertrauensvolles, ehrliches und hoffnungsvermittelndes Gespräch sei eine wesentliche Grundlage für eine erfolgreiche Behandlung. Er plädierte für eine Kommunikation zwischen Arzt und Patient, die bei aller Ernsthaftigkeit immer auch Hoffnung für den Augenblick, für die Gegenwart vermittelt. Dabei gehe es gar nicht um das „viel reden“, sondern um die psychische Präsenz. Diese habe für beide – den Arzt wie den Patienten – unschätzbare Vorteile, denn beide gewinnen Zeit. Der Arzt bekommt alle Informationen, die er benötigt, um einem Patienten medizinisch wie menschlich gerecht zu werden, und muss nicht so oft nachfragen. Der Patient muss seine Zeit nicht mit Grübeln, dem Nachdenken über nicht in Frage kommende Alternativen und Ängste vergeuden.
Dr. med. Gerald Rodemer stellte anhand eines Fallbeispiels die aktuellsten Empfehlungen der St. Gallen Advanced Prostate Cancer Conference (APCCC) 2015 vor. In einem weiteren Vortrag erklärte der Apotheker Volker Budde die Abrechnungsproblematik hochwirksamer, aber auch teurer Tumormedikamente aus Sicht des Apothekers.